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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 04.July.2016, 18:41:37 in der Kategorie ot.haushalt

Tote Säue reite nicht, denn sie riechen schlecht!

Ah, endlich kann ich mal wieder ein paar "Rants" vom Stapel lassen... :-P Auf geht's!

> Es wird mal wieder die DAB+ - Sau durchs Dorf getrieben:
> http://www.heise.de/newsticker/meldung/Oesterreich-Privatradios-fordern-Verkaufsverbot-von-UKW-Radios-3251415.html.

Unglaublich, wie man ein totes Pferd so reiten kann, dass es als längst verstorbene Sau noch wiederholt durch's Dorf rennt! :grins:

Da sind sie also wieder mal, die Onanierer des freien Marktes. Wie immer brauchen sie den freien Markt nur, um ihre eigenen Bedürfnisse und Gelüste zu befriedigen, weswegen ich sie hier mal entsprechend benenne. :devil: Doch kaum bleibt die Befriedigung aus, schreien sie lautstark nach Vater Staat, der ansonsten ja schlank und dereguliert bis zur Magersucht und Handlungsunfähigkeit zu sein hat. Freier Markt und so. :gaga: Erinnnert mich an die Vorgänge rund um unsere Finanzonanierer: Erst so wenig Markt wie nur möglich, dann beim Abkacken um 2007/2008 herum großes Geschrei nach dem Staat, so mit "systemrelevant" und so. Und kaum waren die Jungs gerettet, war's vorbei mit der "Rette mich, oh Staat"-Leier, und das altbekannte "Piss off, du überregulierender Staat" wurde wieder angestimmt.

Soviel also zum Ansinnen der privaten Profiteuere bei unerwartetem Gejaule nach dem starken Staat. Ich kann nur hoffen, dass sich kein Staat Europas nun veranlasst fühlt, diesem allzu durchsichtigen Winseln und Heulen nachzugeben. Wer den freien Markt will, muss auch mal damit rechnen, darin unterzugehen, wenn niemand seine Produkte haben will.

> Man hört zwar immer
> wieder, daß das die Zukunft des Radios sein soll. Und daß es Bestrebungen
> gibt, UKW sterben zu lassen. Aber irgendwie passiert nichts. Meiner Meinung
> nach liegt das an der kritischen Masse, denn die wird DAB+ laut meiner
> Glaskugel nicht erreichen. Inzwischen gibt es DVB-S und DVB-C mit vielen
> Radiosendern und natürlich last but not least die vielen Internet-Sender.

Sehe ich ähnlich. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, woran es nun im Detail liegt, aber es ist ganz offensichtlich kein ausreichender Bedarf da, damit jetzt flächendeckend und in Hauruck-Manier ganzganzschnell auf den Digitalkram umgestiegen wird. Das war bei DVB-S ganz anders, da gab es schon 15 Jahre vor dem Umstieg einige, die beim damaligen Bezahlfernsehen "Premiere" der Kirch-Sendergruppe Fernsehen mit Digitalreceivern guckten. Selbst, wenn man nicht "Premiere" guckte, konnte man z.T. deutlich sehen, wie es beim analogen Receiver in Farbflächen rauschte (Schnee im Bild - in 10-20 Jahren müssen die meisten Menschen vermutlich im Lexikon nachsehen, um 'rauszukriegen, dass das keine Winterlandschaft ist ;-)), während der Digitalreceiver das ohne Schnee zeigte. Und langsam aber sicher setzte sich das digitale Satellitenglotzen in den nächsten Jahren so weit durch, dass man dann für 2012 die Abschaltung des analogen Astra-Satellitensignals verkünden konnte, ohne dass allzu viele Steinigungen stattfanden. Hey, selbst ich habe das damals mit lediglich leichtem Bedauern hingenommen. :-P

Beim digitalen Radio über UKW dagegen wird immer mal wieder die tote Pferdesau durch's Dorf geprügelt, ohne dass sich nennenswert Leute zu dieser nekrophilen Tiershow äußern. Es gibt immer wieder das Lager jener, die bedauern, dass dann keiner mehr selber für wenig Geld ein Radio bauen kann, und es gibt immer diejenigen, die vom Rauschen im UKW sprechen, als hätte es die akustischen Ausmaße der Klospülung angenommen. Gut, in einigen ungünstig gelegenen Gebieten mag das stimmen, aber beim Umstellen des Sat-Empfangs von analog auf digital zeigte sich auch bei uns nur, dass damit die "Visualisierung" der Übertragungsfehler anders wurde: Waren's analog noch waagerechte schwarze oder weiße Striche, wurden es digital dann Klötzchen, als hätte ein Baby auf den Bildschirm gekotzt. Nur eins änderte sich definitiv: Digitaler Empfang wurde auch empfindlicher für Empfangsprobleme bzw. deren Bewältigung. Auch heute noch, zehn Jahre nach dem ersten großen Sat-Ausfall bei der WM 2006 im Gewitter (eine Katastrophe!! Mitten im Spiel!! :crying:), muss ich gelegentlich erklären, dass ich nun mal nix dran ändern kann, dass bei uns verschiedene, z.T. nicht mal identifizierte, Probleme sowas auslösen können - auch wenn rein theoretisch sowas bei optimaler Anlage usw. usf. nicht auftreten sollte. Hey, ich kann die hohen Bäume hinter'm Haus auch nicht einfach absägen, die sind nun mal da...-schulterzuck-

> im Auto hab ich 32GB Musik auf SD-Karte. Da brauch ich Radio eigentlich nur
> für die Verkehrsdurchsagen.

In den letzten Jahren war der UKW-Empfang in jenen Autos, in welchen ich fuhr oder mitfuhr, jeweils gut genug. Es gab auch stets ein paar Sender zu Auswahl, so dass man mit etwas Toleranz eigentlich immer einen Sender finden sollte, mit dem man auskommt. USB-Anschlüsse für Sticks u.ä., automatische Umschaltungen zu Verkehrsmeldungen unabhängig von dem ansonsten gerade Gehörten und die Fähigkeit, auch mal ohne Beschallung eine Weile lang fahrend zu überleben, rundeten das Bild ab. Es war und ist nicht perfekt, aber Digitalkram wird die Situation vermutlich auch nicht so wesentlich verbessern.

> Wenns um DAB+ geht, fällt mir eigentlich meistens nur der Spruch ein "Wenn
> du merkst, daß du ein totes Pferd reitest: steig ab."

Manche riechen es immer noch nicht, dass der Kadaver schon stinkt. Oder um es mit Johnny Depps Worten aus "Lone Ranger" zu sagen: "Pferd tot?!" :surprised: Was für 'ne Überraschung! :lol3:

> Was für DAB noch erschwerend
> hinzu kommt, ist die Sache mit DAB und DAB+. Da kamen sich etliche early
> adopters ein wenig verschaukelt vor.

Dasselbe bahnt sich hier ja jetzt gerade mit DVB-T und DVB-T2 an. Kaum funktioniert Ersteres mal, tritt man es in die Tonne und ersetzt es schnellschnell und vollständig durch etwas Neues und mit dem alten Kram nicht Kompatibles. Die Begeisterung der Fernsehgucker kennt keine Grenzen. :devil:

Und man sieht auch da wieder, was insbesondere bei älteren Leuten los ist, wenn sie plötzlich den Hinweis kriegen, "wenn bei Ihnen der Fluxkondensator noch im grüngelben Plutoniumsdestillat-Modus läuft, dann müssen sie JETZT handeln, sonst bleibt in 6-18 Monaten Ihr Bildschirm dunkel!" Da geht nämlich plötzlich das fast schon hysterische Gekreische los, "können wir jetzt nicht mehr fernsehen??" (Muss ich noch erwähnen, wer sich das dann regelmäßig anhören muss? :crying: Auch, wenn der entsprechende Empfangsweg gar nicht benutzt wird vom heulenden Elend fortgeschrittenen Alters...) Einst war es DSL-Internet, dann digitales Fernsehen per Satellit, dann VoIP, und demnächst dann digitales DVB-T2. Und mal sehen, welches untote weibliche Schwein danach zum Spurt durch's Dorf getrieben wird - irgendwas ist immer.-augenroll-

Radio hat nicht so viele Dauerhörer wie Fernsehen Dauerglotzer hat (nicht nur zu WM-, EM- und Olympiazeiten). Ich habe auch den Eindruck, dass jüngere Menschen kein Problem mit den vielen verschiedenen Wegen zum Radioempfang haben, zumal auch diverse Sender eben über Internet empfangbar sind. Die älteren Hörer hingegen kriegen irgendwann wieder gesagt, "handeln Sie jetzt, sonst ist Ihr Radio demnächst stumm", und wissen dann erst mal nicht, was denn jetzt wieder los ist und was sie womöglich demnächst kaufen müssen oder auch nicht. In meiner Umgebung ist mir außer mir keiner bekannt, der überhaupt was vom digitalen Radioempfang über die Satellitenschüssel weiß, obwohl die Schüsseln hier zahlreiche Dächer zieren.

Ich hoffe, der verrottende Gaul wird nun endlich mal an der nächsten Flußbiegung begraben. Wenn nicht, dann soll man gefälligst zusehen, dass man einen eventuellen Umstieg auf DAB oder DAB+ möglichst reibungslos hinkriegt - reibungslos vor allem für diejenigen, die noch Radio hören möchten, nicht für diejenigen, die um jeden Preis der Welt dran verdienen wollen. Ein Stück weit müssen Letztere auch mal wieder begreifen, dass sie z.T. auch die Aufgabe haben, den Konsumenten das in den Allerwertesten zu schieben, was die Konsumenten wollen. Der Markt ist grundsätzlich erst mal für den Marktteilnehmer da, nicht umgekehrt. (Oder mein' ich das nur? :lookaround:)

Reibungslos, das hieße, dass man erst mal einen über mindestens 10 Jahre laufenden Plan hätte. Der würde dann damit beginnen, dass neue Radios Hybridradios sein müssten. Also müsste es dann auch schon zum Verkaufsstart ein Angebot an digitalen Radiosendern geben, sonst kauft den digitalen Kram keiner, und die Hersteller haben zum Einbauen der zusätzlichen Hardware dann auch keinen Trieb. (Man könnte dem Digitalradio natürlich einfach diejenigen Frequenzen zur Verfügung stellen, auf denen derzeit jene Privatradios senden, die am Lautesten nach der Zwangsdigitalisierung schreien. :devil: Mal sehen, ob sie dann noch so laut schreien - oder noch lauter, und mit dem Wort "Regulierungswahn" darin. :grins:-händereib-)

Wie man diese zeitgleiche Umsetzung des Henne-Ei-Problems dann hinkriegen sollte, weiß ich nicht. Es hinge halt davon ab, dass man den Einstieg in dem Umstieg so gut hinkriegt, dass die Kunden/Konsumenten freiwillig mitmachen. Hatte ich in diesem Posting schon mal den freien Markt erwähnt? :kratz: Na, egal.

Jeglicher Zwang bereits zu Beginn dürfte dagegen die Totgeburt eines weiteren Reitpferds nach sich ziehen. Die Situation ist eben anders als bei manch anderen Umstellungen der vergangenen Jahre. Zwang wirkt hier kaum, weil man den Hebel so schlecht ansetzen kann. Es ist nicht so, dass es so viele unbeirrbare Radiohörer wie Fernsehzuschauer gibt, so dass man eher damit rechnen muss, dass die Leute dann erst aufschreien und anschließend gar den Mittelfinger emporrecken. Es ist auch nicht so, dass man, wie z.B. beim VoIP-Umstieg, den Kunden durch Ausfall eines relativ unersetzlichen Kommunikationsdienstes mit der Brechstange zum Umsteigen zwingen oder prügeln kann.

Und ich glaube, gerade diese Situation verkennen diejenigen, die da immer ganz laut nach DAB oder DAB+ schreien und dabei auch Zwang anwenden wollen. Wer hier den Hebel ansetzen will, muss ernsthaft damit rechnen, dass der dann einfach abbricht.

Vielleicht kapieren diejenigen, die plötzlich gar nicht mehr so begeistert sind vom freien Markt, das ja noch mal. Ansonsten können sie mir sowieso gestohlen bleiben, und womöglich einer größeren Zahl von Radiohöreren ebenfalls.

Hugh, ich habe gesprochen. :bewi: Und Pferd immer noch tot?! :kratz:
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