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#467125 Döner - deutsche Erfindung? Rezepte und deren Umstand (ot.politik)

verfaßt von Timbatuku, 29.04.2024, 21:51:15

> ich bin eh immer erstaunt, wenn ich mal ganz viel Langeweile habe und ne
> Kochsendung sehe oder in Zeitschriften die Rezepte lese, was man zum Kochen
> heutzutage alles so benötigt.

Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, benötigt wird gar nichts. Was dort gezeigt wird, sind Vorschläge. Nicht mehr, und nicht weniger. Indem man allerdings das eine oder andere mal ausprobiert, erweitert man doch seinen (Koch-)Horizont. Würde man nur die Dinge verwenden, die unsere Urururururgroßeltern hatten, also nur Salz, Pfeffer und vielleicht ein bisschen Paprikapulver, das wäre doch sehr langweilig, oder?

> Allein die Gewürze da sind Dinger bei deren Namen ich noch nie gehört
> habe, was nicht der Maßstab ist, aber um alle diese wichtigen Gewürze
> benutzen zu können bräuchte es einen doppelten Hängeschrank nur für
> Ihresgleichen.

Streiche das Wörtchen "alle". Mal ein oder zwei neue Gewürze ausprobieren, das ist doch auch schon was. Ich verrate dir was: Mein Schrank für Gewürze hat annähernd die Dimension, die du oben beschreibst. Aber täglich benutzt werden nur sehr wenige davon - wahrscheinlich genau dieselben Dinge, die auch du in deinem Schrank hast und täglich benutzt. So unterschiedlich sind wir also gar nicht. Ich bin nur oft neugierig, wie dieses oder jenes schmeckt, dann versuche ich mich daran und am nächsten Tag geht es wieder zur "normalen" Küche zurück.

> Dann der ganze Alkohol den man fast in jeder Soße oder Fleischgerichten
> findet.

Auch Alkohol im Essen muss man nicht übertreiben. Mit je einer Flasche Weißwein und Rotwein ist man bereits gut dabei. Ich habe zwar ein umfangreiches Sortiment an alkoholischen Getränken daheim (hin und wieder mixe ich Cocktails für meine Gäste, deshalb), aber zum Kochen brauche ich fast nur die beiden oben genannten - wenn überhaupt. Es ist nicht so, dass ich in jedes Essen Wein kippe. In Vanillesauce z.B. mache ich niemals Wein.  :-D  :-D

> In meinem garten gäbe es keine Wiese mehr, weil ich Unmengen an
> verschiedenen frischen Kräutern anbauen müsste.

Unmengen??? Von den wichtigsten Kräutern, das sind maximal ca. 10, reicht jeweils ein Topf. Mehr braucht man nicht. Ich würde jetzt sagen: Petersilie, Schnittlauch, Majoran, Thymian, Basilikum, Liebstöckel, Estragon, Bohnenkraut und Salbei. Damit ist man im Prinzip gut gerüstet.

> Worauf ich hinaus will-.
> Die ganzen Rezepte sind mir persönlich zu umständlich und kompliziert.

Hm ... keine Ahnung. Da müsste ich jetzt ein Beispiel sehen. Wenn mir mal ein Rezept zu kompliziert bzw. zu aufwendig erscheint, dann lasse ich es. Das war aber bisher selten der Fall. Lese ich ein Rezept, dann bekomme ich angesichts der Zutaten eine gute Vorstellung davon, wie es wohl schmecken könnte. Also, ob es überhaupt in "meine Richtung" geht, meine ich. Wenn dann noch recht präzise Angaben vorhanden sind (ich hasse Angaben wie "eine Tasse", "ein Löffel", etc.) dann könnte es sein, dass ich mich daran versuche. Wenn es dann noch toll war, dann kommt es in meine persönliche Sammlung und die Chance ist groß, dass es wiederholt wird.

> Und wenn ich dann doch mal eins ausprobiere dann schmecken die Erbsen und
> Möhren nicht mehr nach Erbsen und Möhren sondern nach einem
> Gewürzgarten. Um es mal überspitzt zu formulieren.

Wenn Kräuter und Gewürze die Hauptzutat dominieren, dann ist es falsch. Gewürze sollen den Geschmack der Hauptzutat betonen, unterstreichen, abrunden, aber niemals übertünchen.

> Es scheint als hätten wir unsere Geschmacksnerven schon derart versaut das
> das Essen nur noch schmeckt wenn es überwürzt wird.

Hm ... ich würde eher sagen, es gibt Menschen, die hatten noch nie Geschmacksnerven.  :-D Mein Essen wird nie "überwürzt".

> Bestes Beispiel die Zwiebel. Zumindest mir geht es so damit.
>
> Ist Zwiebel in einem Salat schmecke ich weder wirklich die Tomate oder
> Gurke raus, sondern eigentlich nur noch die Zwiebel, weil sie halt von
> Geschmack her das Gemüse dominiert.

Wie zuvor: Dann war zu viel Zwiebeln drin. Allerdings könnte es auch sein, dass du ähnlich wie meine Frau eine Art "Zwiebelaversion" hast. Rohe Zwiebeln sortiert sie aus und behauptet dann, es würde immer noch alles nach Zwiebel schmecken. Ich kann das nicht nachvollziehen, ich empfinde das nicht so, aber wenn sie es so empfindet, dann ist das für sie so. Geschmorte oder geröstete Zwiebeln hingegen isst sie.

> Meine Kinder z.B. kennen an Erbsen Möhren weder Salz noch Pfeffer die
> werden einfach nur etwas in Butter geschwenkt.

Warum auch nicht? Erbsen und Möhren "pur" schmecken ja auch. Ich knabbere oft eine rohe Möhre und käme gar nicht auf die Idee, irgendwas darauf zu streuen. Aber als gekochtes Gemüse erlaube ich mir da Variationen. Ich mag z.B. gerne etwas Muskat an Erbsen und Möhren. Oder anstatt einfacher Butter mach ich manchmal Kräuterbutter dran. Eine Prise Zucker ist auch ganz nett.

> Generell sind die meisten Rezepte sehr aufwendig geworden. Und auch
> extravagant.
> Mit einfacher Hühnerbrust auf Curryreis kannst du nicht mehr Punkten.
> Das muss jetzt schon in Weißwein gekochte und dann frittiertes
> Häncheninnenbrustfilet sein.
> Und der Curryreis gefälligst mit Annanas , Mandarinchen Kurkuma und weiß
> ich noch was angereichert sein.

Sehe ich nicht so, aber ok, wenn du es so empfindest ...

> Klar wer es mag, jeder soll machen wie er möchte, aber
> was ist bloß aus den ganzen normalen essen geworden? :crying:

Mein Essen ist keineswegs unnormal. Darauf bestehe ich jetzt aber!  :-D

 

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