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#466035 Kekse, die nicht schmecken (nt.netz-treff)

verfaßt von baeuchlein, 09.03.2024, 05:52:11
(editiert von baeuchlein, 09.03.2024, 05:55:00)

> > Ich meine damit ausdrücklich nicht die Cookies, die zum Einloggen
> notwendig sind.
>
> Woher weisst Du das? Das ist doch meistens ein und das gleiche, bei Deinem
> Beispiel.

Gerade bezüglich Amazon habe ich da vor Jahren mal was erlebt, was in eine andere Richtung deutete. Ich hatte und habe kein Konto o.ä. dort, habe mich also auch nicht angemeldet. Ich guckte mir da die Informationen zu einer bestimmten Buchreihe an, dann hatte ich genug und ging zu heise.de. Dort wurde ich nun mindestens 'ne halbe Stunde lang in den Werbebannern immer wieder mit Informationen zu dieser Buchreihe vollgerotzt.

Sprich: Irgendwie war die Information, was ich da auf Amazon angesehen hatte, an irgendein System weitergereicht worden, das Werbung auf einer ganz anderen Seite anzeigte. Anmelde-Cookies bei Amazon konnten das eigentlich nicht sein, eher schon Cookies, die auch beim Amazon-Besuch ohne Anmeldung gesetzt werden, und die dann auch von der "Werbeverteilungssoftware", die die Werbung auf heise schaltete, ausgewertet wurde.

Das war zwar jetzt kein Riesenproblem, aber auch nur lästig und keineswegs hilfreich. Wer meinen Besuch bei Amazon genauer analysiert hätte, hätte entdecken müssen, dass ich die Seiten mit den Inhaltsangaben zu den Büchern aufsuchte und da jeweils längere Zeit verweilte - dann aber nix kaufte. Also wollte ich offensichtlich zu diesem Zeitpunkt keines der Bücher kaufen, obwohl ich mich mit dem Inhalt auseinendergesetzt hatte. Mir dann Werbung auf's Auge zu drücken für etwas, was ich ganz offensichtlich nicht will, ist nervig für mich und wenig schmeichelhaft für den, der sich das System ausgedacht hatte. Der war dann offenkundig zu blöd, um zu begreifen, dass hier jemand gerade kein augenblickliches Kaufinteresse hat, und folglich eher vom digitalen Marktschreier genervt werden würde, wenn der Schreier den Kaufunwilligen nicht in Ruhe lässt. "Nein" heißt "nein" sollte nicht nur bei einseitigem sexuellen Interesse gelten.

Ich habe nur leider den Eindruck, dass bei einigen "Computerberufen" mittlerweile ein ähnlicher Effekt auftritt wie vor ca. 100 Jahren bei Ärzten, den damaligen "Halbgöttern in Weiß". Auch diejenigen, die relativ komplexe Sachen in diese ganzen Maschinen einprogrammieren können, werden als tollere Typen angesehen, als sie eigentlich sind. Irgendwann steigt einigen von ihnen das dann zu Kopf, und sie meinen, alles über die Köpfe anderer Menschen hinweg entscheiden und durchsetzen zu können, weil sie eben die Halbgötter der Bits und Bytes sind. Wenn dann aber durch von diesen Menschen durchgesetzte Dinge, die anderen auf's Auge gedrückt werden, Probleme entstehen, wollen die Digitalgötter es dann nicht gewesen sein. Microsofts Update-Probleme vor einiger Zeit und das dadurch deutlich verschlechterte Ansehen auch des Windows (Stichwort "Zwangs-Updates") sind wahrscheinlich einige der bekanntesten Folgen dieser Ideen. Und im Sinne "der Digitalisierung", die wir ja nach Meinung vieler Leute brauchen (womit sie auch in bestimmten Bereichen weitgehend richtig liegen), ist das fatal: Irgendwann glaubt man dann denjenigen, die all diese Programme und Mechanismen erdenken und umsetzen, nicht mehr.

Schließen wir diese meine Mischung aus "Rant" und Bedenken mit einem Zitat ab, um wenigstens so zu tun, als wären wir intelligent. Jeff Hammerbacher, wohl einer der ersten Facebook-Mitarbeiter, soll gesagt haben: "Die klügsten Köpfe meiner Generation denken darüber nach, wie sie Menschen dazu bewegen können, auf Werbeanzeigen zu klicken. Das ist scheiße."

Da ist einiges Wahres dran, fürchte ich.

 

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