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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 09.July.2018, 23:21:51 in der Kategorie verkehr.kfz

Noch ein paar "Einzelfälle"...

> Meine Güte, das ist ein Einzelfall.

Da wäre ich mir nicht so sicher. Fahr' mal mit meinem Vater, dann hast du da noch einen "Einzelfall". Es spielt auch kaum eine Rolle, ob du der Fahrer bist und mein Vater der Beifahrer oder umgekehrt. Ist er Beifahrer, lenkt er dich in gefährlicher Weise genau dann ab, wenn du es nicht gebrauchen kannst. Ist er wiederum der Fahrer, fährt er sich z.T. einen Scheiß zusammen, der sehr gefährlich ist und den andere Fahrer nur noch so gerade kompensieren können.

Als Fahrer wechselt er oft unvermittelt und schnell (bei ansonsten langsamer Fahrtgeschwindigkeit) den Fahrstreifen, und blinkt erst, wenn er schon den Ziel-Fahrstreifen befährt. Das ist z.T. ziemlich gefährlich, und danach blökt er lautstark und in gröhlendem Tonfall herum, weil die bösen bösen anderen Menschen jetzt so laut hupen... nachdem sie vorher z.T. heftig bremsen mussten, um Unfälle zu vermeiden. War neulich mal besonders "amüsant", als wir auf der rechten Spur der Autobahn fuhren und neben uns die letzten zwei Meter (kein Scherz!) der Abbiegespur vorbeirauschten. Auf einmal bremste er sehr stark und schwankte wie ein Betrunkener hin und her, weil er plötzlich meinte, wir müssten hier abbiegen. Was wäre wohl passiert, wenn er mit ca. 80 km/h in die enge Rechtskurve eingeschwenkt wäre? Ach ja, natürlich ohne zu blinken. (Er meint immer, jeder müsse sich ja denken können, dass er da jetzt hinfährt. :gaga:)

Ein andermal fuhr er auf eine Ampel zu und wollte mit ca. 40 km/h abbiegen. Muttern und ich konnten ihn zum Anhalten bringen... kurz bevor er drei Fußgänger platt gemäht hätte, die aus zwei Richtungen auf die für sie auch auf "Grün" stehende Ampel zustrebten. Nicht einen von diesen drei Leuten in zwei Gruppen hat er gesehen bzw. wahrgenommen. Es war zwar dunkel, aber der Überweg und auch die Stellen, wo die drei gingen, waren gut beleuchtet.

Und Auffahren auf die Autobahn mit 50 km/h bei viel und schnellerem Verkehr, das hatten wir auch schon mal, um mal wieder zum langsamen Fahren als Problem zu kommen. :-|

Als ich hingegen mal fuhr und er Beifahrer war, habe erst mal ich den Fehler gemacht, ein Stauende zu spät zu sehen. Das heißt nicht, dass ich aufgefahren bin, ich musste nur etwas stärker bremsen, weit von einer Vollbremsung entfernt. Das hätte ich aber fast vermasselt, denn als ich gerade bemerkte, dass es nun eng werden würde und ich was tun musste, da brüllte plötzlich jener Beifahrer neben mit in voller Lautstärke los: "DA-DA-AAARGH!" Währenddessen bewegte er sich hektisch und kauerte sich in Embryonalhaltung im Fußraum vor seinem Sitz zusammen! Zusammen mit dem Geschrei war das eine sehr starke Ablenkung genau in dem Moment, als ich sie nicht gebrauchen konnte. Seitdem weiß ich erst recht, wieso in Bussen das Schild angebracht wird, demzufolge man den Fahrer beim Fahren nicht ansprechen soll. Und dieser Vorfall war nur einer von zu vielen, bei denen mein Vater den Fahrer gnadenlos ablenkte und störte. Jegliche Versuche, ihn diesbezüglich zur Vernunft zu bringen, waren bisher fruchtlos. Ich hoffe, in Zukunft wird er häufiger auf der Rückbank Platz nehmen bei solchen Fahrten...

Und dann war da noch ein Opa von mir, der mehrmals morgens seinen Wagen beschädigt vor der Tür fand. Von den jeweiligen Unfällen am Tag davor, die er verursacht hatte und bei denen er auch mit der Polizei in Kontkat kam, wusste er nichts mehr. Demenz hat viele Gesichter - das war in diesem Fall der Punkt, bei dem endlich allen (außer dem Erkrankten) klar wurde, dass es weder beim Autofahren noch im sonstigen Alltagsleben so weiter gehen konnte wie bisher.

Letzteres ist sicher auch noch eher die Ausnahme als die Regel, aber da Demenz vorwiegend in höherem Alter auftritt (wie ich Jahre später dann bei jener Oma, die seine Frau war, feststellen musste), sind solche Vorfälle wohl etwas, womit man im höheren Alter rechnen muss. Der Demente selber kann das dann aber nicht mehr verstehen.

> Ich möchte in 30 Jahren noch mein Schwarzbrot und Leberwurst kaufen
> können. Und das geht bei mir halt nur mit PKW, da kein ÖPNV.

Entweder, du bist noch fahrtüchtig, oder du musst halt ggf. woanders hin ziehen. Spätestens wenn du mit deinem zukünftigen Fahrstil Andere gefährdest, zieht dein "ich will" nicht mehr. Man kann auch mit 30 km/h schon Leute totfahren. Und auch sonst können langsam fahrende Leute mehr als nur ein Verkehrshindernis sein... und IMHO ist "zu langsam fahren" auch in einigen Fällen verboten. Man sollte das nicht ganz aus den Augen verlieren.

> Wenn ein junger Mensch außerorts mit 180 geblitzt wird, oder einen
> schweren Unfall aufgrund der aggressiven Fahrweise verursacht, interessiert
> das keine Sau. Wenn aber ein 80-jähriger einen Fahrfehler macht, ist der
> Mob auf Zinne.

Das stimmt so nicht ganz. Wenn hierzulande (wo ich wohne) einer schwere Unfälle verursacht, interessiert das durchaus Leute. Da kann ich manchmal sogar noch verstehen, dass manche nach härteren Strafen rufen - bloß glaube ich nicht, dass die noch effektiv sind. Dass bei folgenlosem deutlichen Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit gerne mal "weggesehen wird", scheint allerdings auch hier der Fall zu sein.

Andererseits: Die Verkehrsgefährdungen durch ältere Fahrer werden IMHO durchaus übertrieben dargestellt, die Gefährdung durch leichtsinniges Verhalten jüngerer Fahrer dagegen sind häufig erst nach schweren Unfällen mit Toten ein größeres Thema - und dann kriechen wieder diejenigen aus der Versenkung hervor, denen die Bestrafung der Schuldigen gar nicht erst hart genug sein kann. Halte ich so nicht für sinnvoll.

> Wie gesagt...etwas mehr Gelassenheit bitte.  ;-)

Das mag bei langsam Fahrenden noch möglich sein, doch da hört es bei vielen Menschen nicht auf. Ob jung oder alt: Wenn es für die Umwelt zu gefährlich wird, muss eingeschritten werden. Bitte mit Augenmaß, aber auch notfalls mit dem Entzug der Fahrerlaubnis, wenn gar nichts anderes mehr hilft und die Gefahr zu groß wird.

Und wenn "wir" tatsächlich "alle immer älter werden", wie es uns immer wieder erzählt wird, dann muss man zumindest mal untersuchen, ob die demzufolge zunehmend im hohen Alter Fahrenden spezielle Probleme verursachen, und dem entgegen gewirkt werden. Das muss nicht heißen, dass z.B. Fahrer über 70 Jahre alle X Jahre wieder überprüft/untersucht werden müssen, aber es muss auch nicht das Gegenteil heißen.

Wobei ich für ältere Autofahrer andere Prüfkriterien ansetzen würde als für Führerschein-Anwärter. Die entsprechende Prüfung, sowohl theoretisch wie auch praktisch, würden vermutlich viele Menschen nicht mehr auf Anhieb bestehen, obwohl sie in der Praxis "gute" Autofahrer sind. Auch mag es bei älteren Leuten an ganz anderen Stellen haken als beim "Rest der Welt". Beispielsweise haben ältere Leute Untersuchungen zufolge wohl öfter Probleme mit dem Spur-Halten oder dem Blinken beim Abbiegen und Fahrspurwechsel. Und das kann durchaus gefährlich werden. Sinnloses Rasen (im Sinne von "deutlich zu schnell fahren") ist hingegen bei Älteren wohl wenig verbreitet.
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