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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 06.February.2018, 15:33:40 in der Kategorie ot.politik

Heulen und Jubeln: Warum ich (fast) nix von der GroKo erwarte

> > > > Ich könnt jetzt schon heulen...
> > > Heul' leise.
> >
> > Du könntest auch mal leiser jubeln.
> Das ist eher verhalten, ich schreibe ja nicht in Kapitalen.

Tut der oben Zitierte auch nicht. Bei dir meinte ich auch eher die relative Menge dessen, was du zu diesem Thema in jüngster Zeit gepostet hast, sowie der Tenor dieser Postings. Stimmt schon, da war nicht die "Lautstärke" ein Problem für mich. Ich selber nehme jedenfalls an, dass eine neue GroKo ein viel schlechteres Ergebnis liefert, als du es annimmst. Du scheinst dieser Konstellation dagegen ungewöhnlich positiv gegenüberzustehen.

> Allerdings bin nach wie vor der Meinung, dass viel Sinnvolles auf den Weg
> gebracht werden könnte.

Hätte, könnte, wollte... na ja, davon "kann man sich nix kaufen", wie man im Kapitalismus zu sagen pflegt. Und viele Menschen sehen halt in den Großen Koalitionen im Bund in den letzten 15-20 Jahren nicht so viel Gutes. Oder zumindest viel weniger, als sie meinen, dass die GroKo's gebracht haben könnten. Nun, schon Niels Bohr soll ja sinngemäß gesagt haben: Voraussagen sind schwierig, v.a. welche für die Zukunft.

> Die Nennung von Müntefering, der für mich eine Persona nongatissima ist,
> erscheint mir der jetzigen SPD-Polifik gegenüber ñachgerade unfair. Warum
> die Partei derart unter Wert eingeschätzt wird, ist mir ein Rätsel.

Müntefering steht da nur für ein Verhalten, dass man bei wichtigen Mitgliedern der SPD immer wieder sieht: Unehrlichkeit. Das ging schon damals bei den Schröder-Regierungen los und inspirierte Elmar Brand zu seinem Spottlied "Die Gerd Show - Las Kanzlern":

(Archivposting - keine Anzeige)

"Was du heute kannst versprechen, kannste morgen wieder brechen" ist da beispielsweise zu hören. Über eine entsprechende Entgleisung von Andrea Nahles und anderen Parteimitgliedern, wenn auch schon einige Jahre her, schrieb ich erst vor einigen Stunden hier in einem Posting.

Selbst in der jüngeren Vergangenheit wird dieses Verhalten der SPD immer wieder angekreidet, und der wohl aus Nachkriegszeiten stammende Spruch "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten" (meines Wissens bezüglich des "Aufgebens" der damaligen "deutschen Ostgebiete" nach Kriegsende o.ä.) wird da natürlich dann auch gerne wieder hervorgekramt. Münteferings große Zeit, die ja schon etwas zurück liegt, ist da das Bindeglied bzw. der Übergang von der Schröder-Zeit in die Zeit der GroKo's und passt daher gut ins zeitliche Bild.

Außerdem ist vielen das "soziale Profil" der SPD zu schlapp geworden. Ich selber neige auch zu dieser Ansicht, und auch in Sachen "Konstruktionsfehler des Kapitalismus'" (die oft in soziale Belange hinein ragen) bringt die SPD meiner Meinung nach zu wenig in Debatten ein. Auch dafür ist schon Gerhard Schröder seinerzeit ein Synonym geworden, u.a. durch die Wortschöpfung "Brioni-Gerd" ausgedrückt.

Offenbar ist es in den letzten ca. 20 Jahren eben so gewesen, dass die SPD immer weniger die Belange derer berücksichtigt, die sie vor 30, 40 Jahren vielleicht gewählt haben/hätten, und dazu kommt eben diese Unehrlichkeit und Unverläßlichkeit den Wählern gegenüber. Irgendwann wenden sich dann halt immer mehr Leute von der SPD ab; die Wanderung zahlreicher Leute (Politiker wie auch Wähler) zur "Linkspartei" hat vermutlich auch diesen Hintergrund.

Einerseits erwarten viele Leute IMHO von der SPD mehr, als diese ihnen in den GroKos und auch unter Schröder gebracht hat, und andererseits sieht man immer wieder Unehrlichkeit und Unaufrichtigkeit den Wählern gegenüber. Das hat halt irgendwann Folgen. Ich sag's noch nicht, aber andere haben schon einen Analogspruch zu "Merkel muss weg" produziert: "SPD, geh' sterben", meist gefolgt von "Dich braucht keiner mehr".

Dass die CDU nicht ganz so heftig abstürzt wie die Sozialdemokraten, liegt vermutlich daran, dass die Wähler jener Partei einerseits ungefähr eine Politik erwarten, wie sie sie dann bekommen/bekommen haben, und andererseits daran, dass sie wohl nicht das starke Gefühl haben, von jener Partei nur als Stimmvieh betrachtet zu werden, das man nach der Wahl gleich wieder in die Wüste schicken kann für die nächsten vier Jahre. Nun ja, Angela Merkels für die Bevölkerung gedachten Reden und Stellungnahmen sind auch dermaßen verschwurbelt, unklar und für gewöhnliche Sterbliche unverständlich, dass man da alles hinein interpretieren kann.

Und das alles taugt schon als Grund dafür, dass viele Menschen eben nichts Nennenswertes mehr von der SPD im Allgemeinen und der GroKo im Speziellen erwarten. Dass das immer weiter von der Politik ignoriert wird, führt dazu, dass eine größere Gruppe von Leuten alle fleißig am Grab der SPD schaufeln, die Partei selber ebenfalls. Einen Vertrauensvorschuss für die GroKo's gibt es daher bei immer weniger Menschen.
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