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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 04.August.2016, 16:15:41 in der Kategorie pc.sw.office

Und noch'n Langposting... muss aber sein.

> Boah, du immer mit deinen Romanen... :-D
>
> Das ist ja alles schön und gut, dann darfst du aber gar nichts mehr
> updaten, weil sonst ziemlich sicher irgendwas nicht mehr funktionieren
> wird, einhergehend mit nicht gefixten Sicherheitslücken. Ich weiß nicht,
> wie oft das hier schon durchgekaut wurde und man dreht sich dabei im Kreis.

Insbesondere, wenn erst mal wieder alle anfangen, ihre Dogmen 'runterzupredigen. Die Lösung des Problems liegt zum Teil nämlich auch darin, abzuwägen. Weder das von Dir jetzt skizzierte Extrem ist sinnvoll, noch dasjenige, wonach Programme aus der Steinzeit noch bis zum Erlöschen der Sonne laufen sollen. :-P

Wenn ein "ITler" keinen Bock hat, Probleme eines 14 Jahre alten Programms mit modernen Betriebssystemen anzugehen, kann ich das (von Spezialfällen vielleicht mal abgesehen) auch verstehen. Doch vor Kurzem las ich auch wieder mal 'nen Artikel, wo es wieder mal ein ITler ziemlich normal fand, dass man nach vier Jahren schon keine Betriebssystem-Updates für's Handy kriegt, und selbiges demzufolge eigentlich nur noch wegschmeißen kann. Und auch sonst sehe ich immer wieder, dass das Maß verloren geht. Darum als Holzhammer-Vergleich immer der mit dem Auto, was man mehr als nur 4-6 Jahre lang fährt - es ist für so ein Wegwerfverhalten schlicht zu teuer. Ich habe einfach keine Lust, dass sich das Extrem durchsetzt, wonach man halt einfach Pech hat, wenn man nach kurzer Zeit mit Updates und Co. im Regen stehen gelassen wird und die ganzen Folgen an der Backe hat - und dann kommt eben noch die Leier von den ach so alten Software-Versionen.

Das andere Extrem, nämlich 15 Jahre alte Software noch ohne zu zögern ans Internet zu hängen, finde ich ebenfalls bedenklich. Das liegt aber nicht am Alter der Software, sondern daran, dass die Umgebungsbedingungen (speziell die Interaktion mit dem Internet) sich rasant geändert haben. Die Software an sich ist ja nicht schlechter geworden, etwaige Sicherheitslücken hatte sie vorher ja auch schon - nur wurden die evtl. erst vor einiger Zeit gefunden.

> Wenn man sich auf IT einläßt, also auch einfach nur nen PC daheim stehen
> hat und den ans Internet anschließt, gibt es halt gewisse Dinge, die man
> beachten sollte und die einfach so sind wie sie sind. Eines davon ist eben,
> daß ältere Software durchaus mal Probleme machen kann und man dann über ein
> Upgrade nachdenken sollte, da der Support für diese Version schon längst
> EOL ist. Und hier kommt der gemeine User, stampft mit dem Fuß auf und sagt:
> "Nein, ich will aber nicht und sie funktioniert doch!". Ja, bis vor Kurzem.

Der Gegenpol ist der ITler, der genauso aufstampft und sagt, "ich will aber, dass Du willst, und es ist mir egal, wieso - Hauptsache, das von mir oder einem namenlosen BWLer festgelegte oder auch nur in meinem Kopf existierende EOL-Datum ist überschritten!" (Das hast Du in Deinem Eingangsposting nämlich getan, auch wenn's Dir vermutlich nicht bewusst ist.) Kein Wunder, dass es dann knallt. Da muss der ITler dann schon mal a) sein Dogma erklären und b) erklären, wieso im vorliegenden Fall ein Weitermachen mit der alten Software der schlechtere Weg ist.

In diesem Falle hier wär's halt so, dass das Office 2002 veraltet ist. Das an sich ist kein Problem. Das inzwischen modernere Windows hingegen hängt am Internet und muss daher auf einem angemessen aktuellen Stand gehalten werden. Auch das ist zunächst mal kein Problem, weil das ja erst mal nix mit dem Office 2002 zu tun hat. Das eigentliche Problem besteht darin, dass das alte Office 2002 und das moderne Windows sich zeitlich immer mehr auseinander bewegen. Das Windows muss das tun, um aktuellen Internet-Bedrohungen oder auch neuen Aufgaben der IT-Welt gerecht zu werden. Und da liegt dann das eigentliche Problem: Es wird immer schwerer, einerseits das Interface vom Windows zum Word 2002 kompatibel zu halten, und andererseits die Interfaces und sonstigen Anbindungen in Richtung Internet jeweils auf dem neuesten Stand zu halten. Und dabei haben wir jetzt noch gar nicht über Komponenten gesprochen, die einerseits Verbindungen zum Office 2002 haben (vermutlich z.B. der Internet Explorer und Outlook), andererseits aber auch zum Internet. Oder darüber, dass viele Menschen heutzutage gar nicht mehr wählen können, ob sie sich auf's Internet einlassen oder nicht. Oder darüber, ob denn im vorliegenden Fall das auftauchende Problem wirklich an alter Software liegt - das hast Du ja an sich nur pauschal angenommen, nicht wahr?

Ist es so unverständlich, dass diese lange Erklärungs-Passage nicht jedem Computerbenutzer in die Wiege gelegt wurde? Hast Du diese ausführliche Erklärung schon mal im Internet oder sonstwo gelesen oder gehört? (Und wehe, Du schimpfst jetzt drüber, dass mein Beitrag wieder so lang ist... :devil:) Da erschlagen viele ITler dern gewöhnlichen Nutzer nur mit "EOL" und anderen Vokabeln, was jenen Nutzer nicht darüber aufklärt, wo hier wirklich das Problem ist.

Diese Aufklärungsarbeit will kaum einer leisten. Dann aber werd' ich irgendwann auch auf die Zunft der ITler stinkig, denn es ist irgendwo auch deren Aufgabe, sowas zu erklären. Denn sie wollen ja z.B. auch für diese Änderungen Geld haben, was der Nutzer erst mal aber nicht nachvollziehen kann - "läuft doch aber". (Dass "lief gestern noch" nicht dasselbe ist wie "läuft heute dann aber gefälligst auch noch", verstehen die meisten Menschen leider auch nicht, wie ich neulich anlässlich eines Begräbnisses wieder mitkriegte.)

> A propos, was machen solche Leute eigentlich, wenn sie mit Steuersoftware
> wie Quicken arbeiten? Weil da kommst ja nicht umhin, jedes Jahr neu zu
> kaufen.

Da ist es wesentlich leichter, einzusehen, warum man da was aktualisieren muss. Dass sich im Steuerrecht von Jahr zu Jahr was ändert, wissen die meisten Leute halt, und beißen dann auch in den sauren Apfel. Aber womöglich denken sie auch da wieder insgeheim, "wenn der blöde Staat das nicht dauernd ändern würde, müsst' ich nicht ständig alles neu kaufen". Und selbst das finde ich nicht völlig verkehrt, aber lassen wir das jetzt, sonst kommst Du über die Länge meines jetztigen Postings nicht mehr hinweg. :grins:

> Nur so als Beispiel: versuch mal auf Win7 "Dreamweaver MX" zum Laufen zu
> kriegen. Ich habs versucht und nicht zusammenbekommen. Diese Software
> versucht auf Pfade zuzugreifen, auf die sie keine Rechte hat. [...]
> Ich hätte natürlich in einer VM XP aufsetzen können, aber mal im Ernst, das
> wars mir den Aufwand nicht wert, nur für eine privat genutzte
> Webdesignsoftware.

Diese Abwägung müssten an sich diverse Privatleute auch vornehmen, und wenn man ihnen das mal ausführlicher erklärt hat, kenn' ich auch kein akzeptables "Widerwort" von deren Seite her. Aber die Erklärungen fehlen eben oft, und dann kommt ein Dogma daher. Komme ich dann hingegen mit dem angesprochenen Vorschlaghammer zum Dogmatiker, dann ist der auf einmal stinkig, dass ich mich genauso wenig versöhnlich zeige wie er vorher. So geht's nicht.

Dass gewöhnliche Nutzer meistens nicht genau wissen, wie in ihrem Rechner und über's Internet auch zwischen der Außenwelt und ihrem privaten Rechner Verbindungen bestehen, wird sich meiner Ansicht nach in den kommenden 5-10 Jahren auch nicht sonderlich ändern, eben weil zu selten ausführlich drüber geredet oder in Medien für Otto Normalverbraucher ausführlich drüber berichtet wird. Ich vermute, demnächst verlagert sich das Problemfeld von abgegammelter Software und technischen Problemem in Richtung Datenschutz, denn die nachwachsende Generation (die, die jetzt ins Berufsleben eintritt, volljährig wird usw.) ist zwar an "schmeiß' weg, gibt jetzt eh was Neues für lau" gewöhnt, nicht aber daran, dass leichtfertig aus der Hand gegebene Informationen irgendwann mal für ganz andere Dinge eingesetzt werden als sie sich das dachten. Einerseits jaulten unsere Nachrichten vorgestern darüber, dass bei der Kölner Polizei in der berüchtigten Silvester- bzw. Neujahrsnacht nicht alle möglichen Gespräche aufgezeichnet und bis heute aufbewahrt wurden, andererseits knatschten exakt dieselben Nachrichten einen Tag später drüber, dass in Thüringen die Polizei jahrzehntelang alle möglichen Gespräche aufgezeichnet hat.

Daher meine kristallkugelhafte Überzeugung: Demnächst wird der Datenschutz immer mehr ein (Aufreger-)Thema.

So, ich glaub', das Posting ist jetzt endlich lang genug, ich kann aufhör'n. :lol3:
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