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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 24.May.2017, 17:39:45 in der Kategorie ot.politik

Vermeintliche Eindeutigkeiten sind oft keine.

> ob wir uns diese großherzige Einstellung noch lange werden leisten können?

Ich hoffe sehr, dass wir uns unser Rechtssystem noch lange werden leisten können. Und so etwas ist Teil davon, auch wenn du und Hausdoc das anscheinend anders sehen.

> Ich habe auch mit Bedacht den Titel "Fahndungsfoto" gewählt.

Das verstehe ich jetzt nicht.

> Es werden doch auch Quertreiber auf frischer Tat ertappt.

Was, bitte, ist denn ein "Quertreiber"?

Außerdem gibt es, wie bereits mehrfach hier erwähnt, auch Fälle, die nur klar aussahen, es dann aber doch nicht waren. Einmal hatte sogar jemand den vermeintlichen Täter "eindeutig" identifiziert usw. usw. ... und dann kam tatsächlich dessen eineiiger Zwilling daher. Das war's dann mit "eindeutig".

Oder versuche mal, dich an die Vorgänge unmittelbar nach dem Anschlag in Berlin auf dem Weihnachtsmarkt zu erinnern. Da war auch jemand unter Tatverdacht verhaftet worden, weil Passanten gesehen hatten, dass der vom Tatort weg rannte. Keine 24 Stunden später musste die Polizei den Verhafteten laufen lassen, weil er es definitiv nicht gewesen war. Außerdem hatte man da dann (endlich?) die Papiere im LKW gefunden, die schließlich zum richtigen Täter führten.

Wenn man es mal genau überlegt, ist fast nichts wirklich so eindeutig, wie viele Leute immer meinen. Und diese Leute, welche sich dann lautstark für irgendwelche sofortigsten Aktionen gegen den vermeintlich Schuldigen aussprechen, sind dann ganz dicht bei jenen, die du im folgenden Satz deines Postings beschrieben hast:

> Ich lese in den Foren die an der Nordsee beheimatet sind,
> oft genug von Besserwissern, die meinen,
> Regeln sind nur für die anderen gemacht.

Und zum Schluss noch zwei Anekdoten zu vermeintlichen Eindeutigkeiten:

Es ist schon mehrmals vorgekommen, dass Leute mit ihrem Schlüssel ein Auto öffneten und nach Hause fuhren, um später festzustellen, dass es gar nicht ihr Auto war, wenn auch das gleiche Modell usw.. Es kam zwar nur recht selten vor, dass zwei Schlüssel so weit identisch waren, aber ab und zu war es wirklich so.

Ferner war da vor mehr als 10 Jahren ein Fall, bei dem ein Mann unter dringendem Tatverdacht gesucht oder sogar verhaftet wurde. Er fuhr einen roten Kleinwagen mit einem bestimmten Nummernschild, und der Wagen war anscheinend bei einem schweren Verbrechen benutzt worden. Ein Polizeifoto zeigte den Tatwagen mitsamt klar erkennbarem Nummernschild. Die Ähnlichkeit mit dem Täter war aber wohl nur mäßig. Dann stellte sich heraus, dass ein und dasselbe Kennzeichen an zwei Autos vergeben worden war, und dass die zufälligerweise auch noch sehr ähnlich aussahen.

Solche Dinge sind grundsätzlich auch bei anderen "sicheren" Beweisen möglich. Auch Fotos sind oft nicht so eindeutig, wie sie scheinen. Und damit dann eben nicht jeder Hinz und Kunz wer weiß was für Behauptungen (die noch nicht mal Lügen sein müssen, sondern vielleicht bloß Irrtümer) in die Welt posaunen kann und damit womöglich einen Mob zum "Schuldigen" in Gang setzt (ebenfalls evtl. unbeabsichtigt), gibt es halt auch für die "unbescholtenen" oder gar "besorgten" Bürger Grenzen für ihr Tun.
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