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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 11.March.2017, 23:12:12 in der Kategorie ot.haushalt

Der Markt, der Kunde und die Dinge drumherum

> Ohne jetzt im Detail eingehen zu wollen, was Du da bemängelst ist doch aber
> seit bestehen eines irgendwie gearteten Handels der Fall. Inklusive
> Werbung, Beschiss, Fälschung, minderwertige Komponenten etc.

Erstens mal muss das nicht ewig so bleiben, siehe mein anderes Posting. Sonst ist Fortschritt doch immer so toll, warum soll er denn hier nicht stattfinden?

Zweitens ist das auch kein Grund, Beschiss (also Betrug!) als normal anzusehen. Das aber hast du gerade getan.

> Wer sich bei
> Produkten nicht sicher ist lässt die Finger davon. Kann sein, dass ihm das
> Nachteile beschert aber so ist das, das wiegt jeder für sich ab.

Da liegt ein Denkfehler drin wie einst beim Homo Oeconomicus: Es wird stillschweigend davon ausgegangen, dass beide am Handel Beteiligten vollständige und fehlerfreie Informationen bekommen. Ansonsten hilft das nicht wirklich, spätestens nicht bei Dingen wie Essen, was man nun mal zum Überleben braucht. Immerhin, danach erwähnst du dieses Problem ja:

> Und bezüglich Informationsdefizit: Das war kundenseitig vor dem WWW ja noch
> viel, viel höher. Heutzutage sind Erfahrungsberichte oder weitere
> Information ja schon nahezu in Echtzeit verfügbar. Falls nicht muss man
> halt mit dem Erwerb warten aber genau DAS will das Menschlein nicht:
> Warten.

Du stellst es viel zu einfach dar. Alle Nachteile hat nun mal der Kunde zu tragen, war ja schon immer so. Und ein bißchen weniger Scheiße ist es ja durch das Internet. Hallelujah! Johann, das reicht so nicht.

> Und nutzen wird es alles nix, weil nämlich nur einer regiert: Der
> Taler. Alles wollen und am besten nichts bezahlen ist eine urtypische
> Eigenschaft von Konsumenten, die müsste sich erst einmal umfassend ändern
> und das ist ja utopisch.

Derjenige, der hier sehr intensiv den Taler anbetet, das bist leider du selbst, Johann. Bedenke aber, dass Geld auch eine Erfindung des Menschen ist, und deswegen nicht fehlerfrei ist oder alle Probleme der Menschen löst.

Es stimmt, dass viele Menschen Dinge wollen, ohne dafür zu bezahlen, wobei das allerdings nicht nur die Kunden sind. Und diese "Kostenlos-Kultur" ist zwar durchaus verzahnt mit dem Problem, dass die Gegenseite ihre Produkte relativ billig verkaufen muss, aber diese beiden Sachverhalte sind nicht identisch. Der von vielen Firmen selber bejubelte und zu großen Teilen angefachte Konkurrenzkampf z.B. bringt ebenfalls die Preise nach unten, auch ohne dass die Kunden notwendigerweise dafür den Startschuss gaben.

Schau dir im Übrigen mal MaPas Erlebnisse mit einem nicht richtig funktionierenden Stromzähler an, die sie hier im Thread gepostet hat. Am Ende hat ihre Familie zwar endlich das Geld zurück bekommen, was ihnen zustand, aber sie musste dafür gewaltig Aufwand betreiben, den sie vermutlich nicht vergütet bekommen hat. Das entsprechende Problem hätte Familie MaPa aber auch mit Informationen nicht vermeiden können. So ganz funktioniert die tolle Marktwirtschaft da auch nicht.

Insgesamt habe ich den deutlichen Eindruck, dass das berühmte imaginäre Pendel in den letzten ca. 15 Jahren zu stark in Richtung der Verkaufenden ausgeschlagen ist. Deswegen kümmere ich mich hier auch mehr um die Sorgen der Kunden, auch wenn das natürlich bedeutet, dass ich parteiisch bin und die Sorgen der anderen Seite weniger behandle. Aber das Pendel muss meiner Meinung nach wieder mehr in Richtung Mitte. Und idealerweise sollte es dort dann auch angehalten werden - aber erst mal muss es da hin.

Sorry, falls dir dieses Posting für den späten Samstagabend zu lang ist, Aber im Gegensatz zu vielen meiner Landsleute habe ich es mir angewöhnt, die Komplexität der Probleme in unserer modernen Welt zu berücksichtigen, und dann geht es oft nicht kürzer. Leute, die einfache Antworten auf komplizierte Fragen geben, haben wir derzeit wirklich genug. Leute, die gar keine Antworten geben, ebenfalls.

"Für jedes menschliche Problem gibt es immer eine einfache Lösung: klar, einleuchtend und falsch." (Henry Louis Mencken, 1880-1956)
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