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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 11.March.2017, 20:28:29 in der Kategorie ot.haushalt

Der Markt, der Kunde und die Dinge drumherum

> > Ich wünschte, diejenigen, die uns diese und andere tolle neue Dinge
> > verkaufen wollen, würden diese Einsicht haben.
>
> Warum sollten sie? Das Augenmerk derlei Klientel liegt primär auf
> Gewinnoptimierung und das ist als Hersteller/Verkäufer irgendwelcher Dinge
> erst einmal nicht unmittelbar verwerflich.

Erst einmal nicht, aber meistens müssen erst Grenzen dieses "erst einmal nicht" meilenweit überschritten werden, bis mal jemandem auffällt, dass dieses andere Extrem auch nicht richtig ist. Wenn ich so sehe, was alles verkauft wird mit Zeugs drinne (chemisch oder auch elektronisch), was angeblich unschädlich ist, wo aber eigentlich die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass dem nicht so ist, also dann ist da eindeutig jedes sinnvolle Maß überschritten. Und dann wird wieder geplappert, das rechne sich sonst wirtschaftlich nicht. Der Kunde wiederum hat oft überhaupt nicht das Hintergrundwissen, um da mitreden zu können. Und mittlerweile schwafelt auch die "grüne Gegenseite" oft hanebüchenen Mist, denen kann man also auch nicht mehr trauen. Wozu hat unsere Gesellschaft eigentlich Fachleute, wenn man ihnen durch wirtschaftliche Gegebenheiten nicht mehr über den Weg trauen kann?

> > Stattdessen haben wir nicht funktionierende Windows-Update-Systeme,
> elektronische vernetzte Geräte mit mehr Sicherheitslöchern als der Mond
> Krater hat [...]
>
> Wenn der Kunde das mit sich machen lässt... er muss es doch nicht kaufen
> aber tut's trotzdem.

Der Kunde wird z.T. ziemlich intensiv gedrängelt, sich sowas zu kaufen. Siehe der Wunsch der KVB, nur noch mit Smartphone zu zahlen. Siehe das Finanzamt, das schon mal kurz davor war, für uns alle verpflichtend die elektronische Steuererklärung einzuführen - Rechner und Internetanschluss wären dann Pflicht für sehr viele Menschen geworden. Siehe sogar Telefone, die aufgrund von VoIP mittlerweile standardmäßig einen Router benötigen. Wenn der dann eine Sicherheitslücke hat, die du selber als nicht technisch Interessierter dann evtl. nicht mal kennen kannst, dann ist die Verantwortung dafür nicht mehr so einfach auf den Kunden abwälz-bar.

In unserer modernen Gesellschaft sind sehr viele Dinge miteinander verwoben, was eben auch dazu führt, dass man mit diesen einfachen Argumenten nicht mehr wirklich weiter kommt. Ohne Handy komme ich persönlich noch zurecht, ohne Internet-Anschluss oder gar ohne Rechner (mit Drucker und Scanner) vermutlich nicht mehr vollständig.

> > Dran schuld ist sowieso immer nur der Kunde. :uuuh:
>
> Mit Schuld ist das irgendwie wie mit Wahrheit und
> Lüge. Das sind so Superlative, bei denen die tatsächliche
> Gegebenheit irgendwo im Zwischenbereich liegt und man generell aufpassen
> sollte, wenn solche Worte auftauchen.
> Klar, Hersteller irgendwelchen Schrotts könnten das lassen und langlebige,
> nachhaltige Waren vertreiben, aber wer diktiert die Nachfrage? Genau, el
> Kundowitsch. Und deshalb liegt derlei Problematik obsoleszenter Waren auf
> beiden Seiten.

Mag sein, aber die Macht- und Wissensverhältnisse sind häufig nicht zugunsten der Kunden gestaltet. Wenn ich persönlich z.B. auf's Auto verzichten würde, weil es erwiesenermaßen (auch) schädliche Auswirkungen hat, würde sich weder für mich noch für andere viel verändern, denn deutschlandweit bin ich einer von 80 Millionen. Und ein oder zwei Hersteller von Dingen haben mich das auch schon mal spüren lassen. Nun sind sie in meinem Kopf auf der schwarzen Liste, das interessiert aber keinen. Geändert hat sich meines Wissens da auch nicht viel.

Und das alles liegt nicht nur am Kunden, denn dessen "Macht" funktioniert nur dann, wenn sehr viele auf einmal gegen sowas aufbegehren. Das aber bleibt oft aus, und dann ist die Stimme des Einzelnen nutzlos. Wäre es anders, müsste die wirtschaftliche Landschaft um mich herum schon lange anders aussehen. Und den neuen nationalistisch-autokratischen Politikstil, der es bereits bis über'n Atlantik geschafft hat, hätte es eh nie gegeben, wenn das baeuchlein als einzelner Bürger jene Macht hätte, die man ihm immer andichtet. Stattdessen war ich Rufer und Warner in der Wüste, bis ich heiser war und keine Kraft mehr hatte, und irgendwas von diesen Entwicklungen aufgehalten habe ich bis heute nicht. Stattdessen wirft die halbe Welt dann mir (als Kunde/Bürger oder gar individuell ans baeuchlein höchstselbst gerichtet) vor, ich würde was falsch machen, und/oder wie könne ich denn einem Betroffenen erklären, dass... oder ob ich denn wüsste, wieviele Arbeitsplätze an dieser und jener Sache hingen, und dann kann man doch nicht... Das übliche Blahblah halt.

Hat sich was mit der großen Macht. Es ist eben leider nicht die Macht des Einzelnen, sondern die Macht großer Massen von Einzelnen. Die aber lässt sich oft nicht auf die Beine stellen.
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