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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 19.July.2016, 18:42:33 in der Kategorie ot.kultur

"Scheiss' auf Verträge!" - würde ich nicht empfehlen.

> > Das gibt garantiert Ärger mit den USA, die die Flugplätze der NATO in
> der
> > Türkei gerne in Anspruch nehmen.
>
> Und?
> Wenn ich darauf Rücksicht nähme, dann würde ich endgültig klar machen, dass
> D nicht souverän, sondern eine Kolonie der US of A ist.

Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ganz so trivial ist die Frage, ob Deutschland in der NATO bleibt oder nicht, vermutlich nicht.

> > Ich glaube, danach hältst Du Dich als
> > Politiker nicht mal mehr so lange, bis der Tag 'rum ist - auch wenn die
> USA
> > bestimmt eine Weile brauchen würden, bis spürbare Auswirkungen ihres
> Ärgers
> > hier in Deutschland ankämen.
>
> Siehe oben.

Da spielen nicht nur die USA eine Rolle, sondern auch die Meinung anderer Politiker in Deutschland. Gibt ja auch unter denen viele, die (weswegen auch immer) sher (oder zu sehr) USA-freundlich sind, gerade auch in der CDU. Wenn z.B. Merkel dann in ihrer Partei zu viele Mitglieder gegen sich aufbringt, könnte sie relativ bald als Kanzlerin ad acta sein. Und so ein Alleingang könnte sich auch auf Wahlen auswirken, bzw. auf die Ergebnisse für die CDU.

Last but not least würden natürlich auch andere Länder sich fragen, was sie von einem Deutschland halten sollen, das Verträge einfach missachtet, wenn sie ihm nicht mehr in den Kram passen. Deutschland hat sich durch die durch seine Regierung durchgeprügelten Austeritäts-Ideen in Europa nicht nur Freunde gemacht und könnte plötzlich sehr alleine da stehen, wenn es nicht mal mehr zu Verträgen stünde, die es selbst eingegangen ist.

Daher bin ich weiter der Meinung, Deutschland sollte erst mal ausloten, was innerhalb der Verträge an harten Reaktionen möglich ist, und dann auch eine gute Begründung für das gewählte Verhalten an die anderen Länder richten. Da hat man meiner Meinung nach mehr Chancen, dass man selber und andere auf die Türkei Druck ausüben kann, wenn einem deren Verhalten nicht passt. Und wenn man es sich mit dem Rest der Europäer nicht verscherzt, könnte man womöglich die Folgen der zunehmenden Distanz zur Türkei besser bewältigen. Ich nehme nämlich an, dass die Erdogan-Regierung dann zusehen würde, wie sie Flüchtlinge ins Innere von Europa weiterleitet. Wenn dann wieder viele Flüchtlinge Kerneuropa erreichen, wäre mit einem halbwegs einigen Europa die Verteilung besser zu bewältigen, als wenn Deutschland sich isoliert - und womöglich noch jemand aus der Türkei auf die Idee kommt, bei den Flüchtlingen die Botschaft ankommen zu lassen, sie wären gerade in Deutschland besonders willkommen...

Die Folgen dessen, was Deutschland nun im Hinblick auf die Türkei tut, dürften nicht trivial sein - egal, in welche Richtung die deutsche Regierung geht. Das will schon wohlüberlegt sein.
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