Archiv
Ansicht:   
Suche   erweiterte Suche

Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 25.June.2016, 12:48:38 in der Kategorie ot.politik

Der Brexit könnte manche positive Folge haben...

> > Wirtschaft hat gefälligst für den Menschen da zu sein, und nicht
> umgekehrt.
>
> Sagt WER?

War das jetzt ironisch gemeint? Ich zumindest sage das, halte es aber für eine vernünftige Überlegung. Der Mensch hat das Wirtschaftssystem auf die Beine gestellt, aber wohl kaum, damit es ihn benutzt wie ein Schmarotzer oder Vampir.

> Krieg und Waffen sind halt wirtschaftlich sinnvoll. Es geht entweder was
> kaputt oder ein nutzloses Produkt muss nach 20 Jahren verschrottet und
> erneuert werden.

Das hat was von einem Zirkelschluss: Weil es wirtschaftlich sinnvoll ist, machen wir's. Und wir machen es natürlich, weil es ja wirtschaftlich sinnvoll ist. Alles andere ist egal in dieser Sichtweise.

Bloß: Je weiter man sich von der Waffenindustrie entfernt, desto weniger hilft es dem entsprechenden Wirtschaftszweig oder gar den Menschen. Sieht man selbst daran, was wir direkt oder über 10 Ecken alles an Problemen im Zusammenhang mit Flüchtlingen haben. (Es sind ja nun wirklich Probleme da - die Flüchtlinge selbst sind hingegen meistens kaum oder gar nicht dran schuld.)

> Ich könnte darauf auch gern verzichten.

Dann hör' doch einfach auf, dieser unsinnigen "Logik" das Wort zu reden. Wäre schon mal ein Anfang. Wer hingegen immer "die Wirtschaft" und ihr heiliges Wachstum o.ä. anbetet wie einen Götzen, der muss sich nicht wundern, wenn er eines Tages als das nächste Menschenopfer für den Götzendienst auserwählt wird.

> Angeblich ist der Brexit ja eine Zeitenwende. Es bleibt zu hoffen. Der
> Glaube fehlt mir offen gestanden noch.

Weiß ich nicht, wie sich das entwickelt, aber einige positive Aspekte könnte es schon geben.

Zunächst mal hören bald endlich die blöden Spekulationen auf, wie schlimm es doch wäre, wenn die Briten weggingen, und dass uns dann allen die Wirtschaft zusammenbricht et cetera pp.. Das Gejaule kann ich echt nicht mehr hören, zumal es von den meisten Jaulern ohne nähere Angaben, wie dieser wirtschaftliche Weltuntergang denn ablaufen soll, wiedergekäut wird. Das wirtschaftliche Ergebnis des "Brexit" dürfte schon einige Fragen diesbezüglich beantworten - außer natürlich, wenn irgendwelche Wirtschaftshörigen wieder die Oberhand gewinnen und es schaffen, die Briten nach dem Brexit zu fast denselben Bedingungen wieder an die Wirtschaft der EU anzukoppeln. Das wäre dann ein echter Griff ins Klo.

Dann werden vielleicht auch die Briten sehen, ob die "halbe-halbe-Mitgliedschaft" in der EU, mit der ganzen Rosinenpickerei, die da stattfand, eher gut oder eher schlecht war. Falls sie dann eines Tages wieder zurück in die EU wollen, dann wird man ihnen hoffentlich nicht wieder das alte Modell anbieten, sondern nur ein "ganz oder gar nicht". Und wenn die Briten nicht wieder an die EU Anschluss haben wollen, wäre das ein Grund für die EU, mal zu überdenken, wie toll sie selber wirklich ist.

Und schließlich werden wir mal feststellen, wie es denn überhaupt praktisch mit so einem Austritt läuft und welche Folgen das hat. Ich erinnere mich noch an ähnliche Heul- und Winselattacken, als mal über einen "Grexit" nachgedacht wurde. Das ist zwar nur sehr begrenzt vergleichbar, da Griechenland und Großbritannien wirtschaftlich sehr unterschiedliche Länder sind und Griechenland im Gegensatz zu den Briten ja auch "Vollmitglied ohne Kündigungsrecht" ist. Dennoch, demnächst kann man über Austritte aus der EU dann ganz anders reden.

Ferner werden wird erste Hinweise darauf sehen, wie's wohl läuft, wenn weiterhin national-egoistische Töne in der EU lauter werden. Dann wird es Interesse an weiteren Austritten geben, deren Folgen wir dann etwas besser voraussehen können. Schließlich könnte sich so herausstellen, ob die EU in ihrer jetztigen Form ein vernünftiges Gebilde ist oder etwas für den Müllhaufen der Geschichte. Ich glaube ja, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt, aber schau'n wir mal.

Und ob ein komplett auf die eigene Nation bezogener politischer Kurs "so richtig das Wahre" ist, wie uns in Europa so manche Partei erzählen will, das können wir nach dem "Brexit" vielleicht auch besser einschätzen.

Ich denke, der "Brexit" wird ein Experiment mit interessantem Ausgang, das man genau im Auge behalten und in einigen Jahren mal bewerten und durchdenken sollte. Auch, damit das ewige "alles in die EU 'reinholen, um jeden Preis der Welt", was immer mal wieder neu aufkeimt, endlich mal ein Gegengewicht kriegt.

Und "die Wirtschaft" bekommt jetzt vielleicht auch mal mit, dass man ihr nicht dauernd alles in den Allerwertesten schiebt. Das wird auch mal langsam Zeit, wäre schon zu Zeiten der Immobilien-, Banken- und Finanzkrise angesagt gewesen. Aber nein, der Götze musste ja weiter angebetet werden, der Götze braucht ja Flüsse aus Gold, Latinum und Blut.
Archiv
Ansicht:   
Suche   erweiterte Suche
Auf unserer Web-Seite werden Cookies eingesetzt, um diverse Funktionalitäten zu gewährleisten. Hier erfährst du alles zum Datenschutz