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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 13.December.2015, 17:16:37 in der Kategorie pc.security

OT: F(l)achkräfte

> > Man versucht offenbar, den Leuten möglichst schnell
> möglichst viel in >den Kopf zu rammen, aber irgendwann geht das nicht
> mehr.
>
>
> Das ist keine Ausrede.

Soll es nicht sein. Ich habe es in einem Fall selbst miterlebt, und von anderen immer wieder gehört. Es scheint jedenfalls kein Einzelfall mehr zu sein, sondern irgendws Systematisches.

> Zu meiner Lehrzeit war es üblich und normal daß Lehrlinge im 2. Lehrjahr
> einfache Schaltungen (Treppenhausschaltung, Anschluss Drehstrommotor....)
> aus dem ff.. beherrschten.
> Heute stehen da ausgebildete Fachleute mit 5 oder noch mehr Gesellenjahren
> und schaffen dies samt App nicht..
>
> Das Hirn ist doch keine Seife!!!! Das wird nicht weniger, wenn man es
> benutzt.

Es ist allerdings auch kein Schwamm, schon gar nicht einer mit unendlicher (Auf-)Saugkraft. Wie viel in dem von Dir geschilderten Fall in die Köpfe gesteckt wurde oder werden sollte, weiß ich nicht, aber ich habe durchaus schon Fälle direkt und indirekt mitgekriegt, wo man eindeutig zuviel in kurzer Zeit in die Leute 'reinquetschen wollte, ohne dass die die Zeit gehabt hätten, das solcherart theoretisch kennengelernte Wissen auch mal nennenswert in der Praxis anwenden zu können. Und das war dann bei einigen dieser Leute dann auch erkennbar ein Problem. Sie konnten zwar die theoretisch möglichen Erklärungen für ein paar ungewöhnliche Dinge 'runterbeten, aber scheiterten schon daran, zu erkennen, dass einige dieser möglichen Erklärungen im konkreten Fall eben nicht zutreffen konnten.

Einerseits sieht man daran, dass zuwenig nachgedacht wurde. Andererseits kann man auch erkennen, dass man diesen Leuten öfter mal zeigen muss, wie die theoretisch belaberten Dinge denn in der Realität aussehen. Irgendwann stehen die Leutchen später ja mal vor Schwierigkeiten, die sie selbständig und ohne ständige Hilfe (Fachwort: "Coaching") von außen bewältigen müssen. Und dann müssen sie schon mal gemerkt haben, dass Theorie und Praxis nicht dasselbe sind.

> Ich hab langsam den Anschein, daß man diesen armen Kerlen 10 Jahre lang
> eintrichtert wie man sich von Wissen berieseln lassen kann , ohne daß davon
> das Geringste hängen bleibt.

Jein. Wenn man den Leuten dauerhaft zu viel um die Ohren haut, stellt sich dieser Effekt aus einem anderen Grund ein. Stichwort Bulimie-Lernen: Die "Berieselten" saugen das Wissen schwammähnlich auf, kotzen es in der Prüfung o.ä. dann wieder aus, und danach saugt der Schwamm gleich wieder neues Zeugs auf für die folgende Prüfung. So bleibt aber leider nix hängen. Ist ja bei mir selber auch nicht anders: Das, was ich ein-, zweimal vorgeschnattert bekomme, dann aber nie mehr benutze, landet in meinem Kopf irgendwann in "(Rund-)Ablage P". Wird hingegen das Gelernte immer mal wieder benutzt, dann sieht das ganz anders aus.

Man muss halt bei dem, womit man die Leute vollstopft, auch mal unnützen Müll wegschmeißen und sogar manche weniger oft benutzten Sachen nur so in die Köpfe eintrichtern, dass die Jungs im Falle eines Falles wissen, "da war noch mal was", um dann nochmal nachzusehen. Aber dieses "Ausmisten" ist da, wo ich z.T. mal mitkriegte, was so lief, auch kaum gemacht worden. Neues dazustopfen, das hingegen konnten die Vorbeter prima. Irgendwann steht man dann mal, wie ich einst, vor dem Problem, dass man ein mehrere hundert Seiten dickes fremdsprachliches Buch in 3-5 Tagen komplett durcharbeiten (nicht durchlesen, arbeiten!) und anschließend das so durchgeackerte auch aufarbeiten muss. Das geht aber nicht, wenn man währenddessen auch noch allen möglichen anderen 08/15-Scheißkram mit perfekten Arbeitsergebnissen durchziehen soll. Und schon gar nicht geht das wochen- oder monatelang am Stück.

Da hilft es auch nix, von vergangenen Lehrzeiten zu erzählen. Das ist irgendwann so wie "Opa erzählt vom Krieg". Die Qualitätsstandards von damals muss man sinnvoll auf heutige Maßstäbe bringen und mit dem Ergebnis dann auch anständig umgehen. Wenn man dann halt 90% Luschen hat, muss man alles so organisieren, dass man die Arbeit auch noch mit Luschen hinkriegt. Denn auf 'nen Knopf drücken, und schon kommt der beste Lehrling aller Zeiten aus der Maschine 'raus, das geht eben nicht. Die Lern- und Ausbildungsmaschine lässt sich nur langsam umbauen, und das liegt nicht nur an den Azubis. Das muss man natürlich auch mal angehen, aber das ist eher mittel- bis langfristig zu erledigen, "schnellschnell" geht das eben nicht. Und sich hinstellen und jammern, dass die Azubis so Scheiße sind, bringt auf Dauer auch keinen weiter - ist aber bei autoritären und selber denkfaulen Säcken immer besonders beliebt. (Keine Ahnung, wer solche Leute eigentlich zu Ausbildern macht.)

Die Situation ist nun mal nicht berauschend, aber da in der Vergangenheit alle immer die Schuld auf den jeweils anderen geschoben haben und ansonsten von PISA redeten, ohne sich auch da mal mehr mit zu beschäftigen, ist halt jahrelang nicht viel in Sachen Verbesserung in diesem Bereich gelaufen. Jetzt müssen auch alle das Süppchen auslöffeln, das sie alle zusammen haben entstehen lassen. Neue, besser ausgebildete Leute gibt's eben frühestens in ein paar Jahren.

Jetzt ist eben die Zeit gekommen, vor der uns unsere Eltern immer gewarnt haben. :devil:
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