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#219579 Radfahrer (verkehr.zweirad)

verfaßt von baeuchlein, 01.07.2010, 00:39:55

Ich glaube, Du hast mich ziemlich mißverstanden. :-) Oder ich hab\' mich unklar ausgedrückt.

> Jetzt muss ich aber mal die Rader in Schutz nehmen, denn:
>
> > Hier bei uns zum Beispiel ist dieses Handzeichen vor dem Abbiegen
> \"völlig
> > unmodisch\", wie mir mal irgendein Persönchen mitteilte, das hofft,
> > irgendwann mal erwachsen zu werden. Dass jene \"unmodische\" Geste
> > vorgeschrieben ist, ist anscheinend egal.
>
> Mode hin oder her - es ist in vielen Situationen schlichtweg nicht
> möglich, das Handzeichen zu geben.
> Nämlich immer dann, wenn du bremst, oder wenn du lenkst.

Richtig, und das bedenke ich auch.

Die geschilderte Situation mit dem Persönchen lief so ab, dass ich mit dem Rad einen Berg mit gehöriger Steigung hochfuhr, den ich gerade so im ersten Gang schaff\', wenn ich einen guten Tag hab\'. Oben gelangte ich an eine Kreuzung, an der ich Handzeichen geben musste, weil ich links \'rum wollte. Das habe ich so gerade noch geschafft beim Trampeln und Lenken, andere können\'s vielleicht nicht.

Und vorsichtig sein musste ich dort auch noch, denn da steht ein Haus in der Sichtlinie nach rechts. Wenn da ein Auto \'runterkommt, sehe ich es erst sehr spät und sein Fahrer mich ebenso spät. Und es kommt von einem noch steileren Berg mit Fahrt um eine Kurve \'rum, was manche Autofahrer leider zum Rasen animiert. Da hat schon mal ein Auto einen Fußgänger erwischt; der Gutachter meinte, dass entweder das Auto oder der Fußgänger 60 km/h drauf hatte. Rate mal, wer. Macht nix, dem Autofahrer konnte man nicht beweisen, dass er 60 gefahren war, wo 30 erlaubt war (und die Sichtbedingungen auch kaum mehr erlauben).

Und während ich mich also unter diesen schweren Bedingungen noch mit dem Handzeichen abplage, meint da eben so ein vorlautes Balg, das sei ja so unmodisch, dass ich Handzeichen gebe. Da war ich schon ein wenig sauer, und erklärte dem Balg, dass es eben Vorschrift sei. Auf eine Diskussion darüber, dass sowas auch sinnvoll ist und nicht nur nach \"Modegesichtspunkten\" entschieden werden sollte, wollte ich mich gar nicht mehr einlassen.

Als Autofahrer rechne ich normalerweise schon damit, dass Radfahrer manchmal Handzeichen nicht geben, und es zum Teil auch gerade nicht können. Ich seh\' aber auch viele, die es könnten und dennoch nicht tun, sich vielleicht nicht mal umsehen beim Richtungswechsel.

> Abgesehen davon: Welche Gefahr besteht für den Autofahrer dabei?
> Dagegen als Radfahrer lebst du ständig in der Gefahr, von einem
> nichtblinkenden Abbieger auf die Haube genommen zu werden.

Bei Radfahrern an Kreuzungen überhole ich normalerweise nicht und warte auch erst mal ab, bis ich sehe, wo der Radler tatsächlich hinfährt, egal was seine Handzeichen oder deren Nichtexistenz mir scheinbar sagen. Radfahrer haben eben keine Knautschzone, schon allein das reicht mir zum vorsichtig sein, auch wenn ich in der Situation komfortabel im Auto sitze und der andere plattgefahren würde. Außerdem: Beim nächsten Mal könnt\'s ja umgekehrt sein, und ich der mit dem Rad sein.

Wobei es beim Autofahren auch Situationen gibt, wo\'s mit dem Blinken nicht so leicht ist, aber zugegebenermaßen deutlich seltener. Vierräder kippen nun mal nicht so leicht um, da kann man meistens mal eben den Hebel für den Blinker benutzen, außer bei plötzlichen Ausweichmanövern o.ä..

> > Genauso überflüssig beim Radfahren: Licht einschalten. Verbraucht nur
> > unnötig Strom, oder wie?
>
> Nein: Kraft, und zwar richtig viel davon.
> Ich habe den starken Verdacht, du bist noch nie Rad gefahren, oder
> jedenfalls noch nie mit Licht.

Oh doch. Und manchmal habe ich es auch ausgemacht, alldieweil Hunde plötzlich verrückt spielten, wenn ich mit Licht und Dynamogeräusch auf sie zu kam. Als dabei so\'n Schäferhund mal sein beeindruckendes Gebiss auf- und zehn Zentimeter neben meinem Bein wieder zuklappte, entschied ich mich, das Licht bei Begegnung mit Hunden lieber aus zu machen.

> > Und auf dem Fahrradweg fahren, das muss ein Radfahrer ja auch nicht,
> egal
> > ob mit Licht oder ohne. Vielleicht ist der Fahrradweg für Radfahrer
> sogar
> > verboten?

> Nein umgekehrt: In vielen Fällen dürfen die Radfahrer auch die Staße
> benutzen. Da kenne ich mich aber nicht aus, denn ich benutze die Radwege.

Sicher, sie dürfen es. Aber wenn sich ein Radfahrer ohne Licht abends über eine Landstraße bewegt, neben der ein (gut sichtbarer) von der Straße abgetrennter Fahrradweg entlang führt, dann ist das schon ziemlich doof. Warum benutzt er nicht entweder das Licht auf der Landstraße, oder fährt halt auf dem Radweg? Ich als Autofahrer finde es nämlich auch nicht witzig, wenn ich in einer Kurve nur wenige Meter vor mir plötzlich einen Radfahrer im Scheinwerferlicht sehe und schnell reagieren muss, wenn ich ihn nicht schwer verletzen will. Überholen kann ich ja nicht, wegen der Kurve (und des deswegen bestehenden Überholverbots). Ausweichen neben die Straße geht auch nicht, weil ich dabei einen der Alleebäume neben der Straße küssen würde. Also stark bremsen, obwohl ich nicht zu schnell gefahren bin, eher sogar langsamer.

Nein, in dieser Situation habe ich kein Verständnis mehr für einen Radfahrer ohne Licht und auf der Straße. In anderen Situationen kann ich sowas z.T. schon verstehen, aber hier ist es wirklich sehr unvernünftig, wie die Radfahrer sich da durch die Gegend bewegen. Und wie im anderen Beitrag gesagt: Das war schon ein hoher Anteil von Radfahrern, die das taten.

Ich habe den Eindruck, dass bei vielen Menschen generell die Erkenntnis fehlt, dass der Straßenverkehr eine relativ gefährliche Sache ist. Da sollte man sich schon vernünftig verhalten. Dass man mal einen Fehler macht oder bestimmte Vorschriften nicht immer 100%ig erfüllen kann, ist eine andere Sache. Wer aber als Verkehrsteilnehmer nicht bedenkt, dass es im Straßenverkehr leicht lebensgefährlich für einen selbst oder für andere werden kann, und stattdessen vorsätzlich Mist baut, dem stehe ich nicht mehr wohlwollend gegenüber. Ich selber mache Fehler, und dann müssen andere aufpassen, dass es nicht knallt. Oder umgekehrt. Aber wer keinen Bock hat, sich mit der gegebenen Vorsicht durch die Lande zu bewegen, der macht mehr als nur einen verzeihlichen Fehler. Egal ob als Autofahrer, Fußgänger, Zweiradfahrer oder LKW-Fahrer.

 

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